Ernährung – Der Quickstart Guide

Gestern gab es einen Text über Menschen, die merken, dass ihr Lebenswandel (spezifisch Bewegung und Ernährung) ihnen nicht gut tut, aber trotzdem daran nichts ändern.

Das ist sicher ein Verhalten, das nicht „rational“ ist. Aber so sind wir Menschen nunmal oft. Ich kann das durchaus verstehen. Seien wir ehrlich: Bei Sport und Ernährung handelt es sich gefühlt um „Expertenthemen“ (wird uns permanent weisgemacht) – wo soll man denn überhaupt anfangen?

Daher gibt es heute eine ganz grundlegende, spezifische Anleitung. Ohne langes Gefasel.

Du hast zu tun. Ne Menge.

Und, ja, du willst gerne was für deine Gesundheit tun. Aber du hast nicht die Zeit dir seitenlange Studien und noch längere Bücher durchzulesen oder jahrelange Experimente durchzuführen, wie du trainieren und dich ernähren solltest.

Dieser Wunsch ist grundsätzlich nichts neues. Jeder, der mal irgendein Elektrogerät gekauft hat, weiß das. Denn es gibt die Gebrauchsanweisung, die ausführlich in bestem Beamtendeutsch geschrieben wurde. Und die in der Regel niemals ihre Plastikverpackung verlässt. Niemand will das lesen! Fast niemand – ich stehe zu meinem deutschen Spießer-Erbe und lese penibel jede Gebrauchsanleitung, inklusive der Explosionszeichnungen, damit ich die korrekte Bezeichnung der Einzelteile erlernen kann. Aber für normale Menschen gibt es die Kurzanleitung, den Quick Start Guide. Dem kann man in zwei Minuten entnehmen, wie man denn nun beispielsweise sein Obst entsaftet, ohne sich den Arm abzuhacken. Das ist zweckmäßig. Aber wo ist eigentlich die Kurzanleitung für unseren Körper!?

Quick Start Guide: Ernährung

Viele Menschen sagen, sie wüssten nicht, wie sie sich gesund ernähren sollen. Wirklich? Wirklich wirklich? Man weiß es nicht intrinsisch, dass eine Mahlzeit aus einem frischen Stück Fleisch mit frischem angedünstetem saisonalen Gemüse und ein paar Kräutern gesünder ist als ein Döner und ein Pott Häagen-Dasz zum Nachtisch? Man weiß nicht, dass es vielleicht sinnvoller wäre, sich wie ein Erwachsener zu ernähren und sich nicht zum Frühstück eine große Schüssel Fruit Loops reinzulöffeln?

Das Problem ist vielfach nicht so sehr das nicht vorhandene Wissen. Sondern, dass wir nicht danach leben.

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! Sicher schonmal gehört.

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„Aber ich bin am Abend gestresst und da ist ne Tiefkühlpizza einfach bequemer…“

Da kenn ich einen sehr guten Trick. Ich möchte, dass du durch deine Küche, deine Vorratskammer, durch deine ganzes Zuhause gehst, und dir vorstellst, du wärst dein Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Urgr0ßvater, der gerade aus einer Zeitmaschine gestiegen ist. Dieser Mensch aus früheren Zeiten hat einen blauen Müllsack dabei und sammelt alles ein, das aus seiner Perspektive nicht wie Nahrung aussieht. Süßigkeiten, Fertigprodukte, Instant Pülverchen, Cracker, diesen Schmierkäse, der 10 Jahre haltbar ist. Alles. Und dieser Sack geht in den Restmüll (oder an jemanden, der nicht das Glück hat, Luxusprobleme wie gesunde Ernährung zu haben).

Um sicher zu gehen, dass der ganze Müll endlich da gelandet ist, wo er hingehört, wirst du fortan vor allem diese Dinge essen:

Fleisch, Fisch, Eier, Gemüse, Obst. Nüsse und Samen. Olivenöl, Kokosöl, Leinöl, Butter. Vollkorngetreide, Quinoa, Kartoffeln. Wenige Milchprodukte.

Ich würde vorschlagen, einfach mal einen Monat lang keine Milchprodukte zu konsumieren, weil sie oft nicht gut vertragen werden (was man nach einer Weile der Abstinenz gut bemerken kann). Wenn du mich fragst bleibst du danach ausschließlich bei Rohmilch(produkten), falls du sie verträgst. Nach einem Monat des Verzichts merkst du, ob du etwas verträgst oder nicht. Wenn der Heißhunger nach was Süßem kommt: Dunkle Schokolade ab 80% Kakao, und nicht mehr als 2-3 Stück.

Iss bis du satt bist. Und nicht aus Langeweile. Zwei, drei oder fünf Mahlzeiten am Tag. Spielt keine Rolle.

Zu trinken gibt es Wasser und ungesüßten Tee. Keine Cola, keine Energy Drinks, kein Wasser mit lustigem Erdbeer-Drachenfrucht Geschmack. Ich schlage vor, den Kaffeekonsum auf ein bis zwei Tassen am Tag zu beschränken und nach 15 Uhr keinen mehr zu trinken.

Sich auf die genannten Dinge zu beschränken, fällt vielen schwer. Besonders, wenn man seine Ernährung von heut auf morgen umstellt. Deswegen gibt es so Ansätze wie die 80-20 Regel, bei der man 20% der Zeit/Kalorien mal zu was ungesundem greifen darf.

Mein persönliches Problem mit der 80-20 Regel ist, dass bei den meisten Menschen aus einer 20 ganz schnell eine 100 wird.

Und dann sind wir wieder da, wo wir angefangen haben. Wenn du also die geplante Ausnahme brauchst, um den Plan durchziehen zu können: Die Ausnahme ist eine Mahlzeit in der Woche. Völlig egal, ob du eine Pizza mit Freunden isst und dazu ein Bierchen trinkst, oder einfach nur einen leckeren Nachtisch genießen willst. Eine Ausnahmemahlzeit. Für Selbstbeschiss hast du nämlich auch keine Zeit, wenn du keine Zeit hast.

Mit diesen Regeln wird der Einkauf recht einfach. Aber zuhause stellst du dann fest: „Scheiße, ich hab keine Ahnung, wie ich koche. Außer Nudeln zu machen und eine Tüte Pulver in kochendes Wasser zu rühren.“

Im Ernst, ich versteh die „Ich kann nicht kochen!“ Ausrede einfach nicht.

Man plärrt doch auch nicht „Ich kann nicht laufen!“ und bewegt sich die nächsten 70 Jahre krabbelnd vorwärts? Kauf dir ein Kochbuch. Da sind viele bunte Bilder drin und Anleitungen. Wer einen IKEA Schrank aufbauen kann, kann auch ein genießbares Essen zusammenkochen.

Muss man seine Ernährung so und nicht anders angehen? Nein. Könnte man vortrefflich über die einzelne Lebensmittel diskutieren? Selbstverständlich. Kann man das alles komplizierter machen? Ja.

Aber wozu?

-=+

Weniger ist manchmal mehr. Vor allem, wenn es die Umsetzung erleichtert. Ohne Umsetzung ist jedes Ernährungskonzept Murks. Und die beste Ernährung ist die, an die du dich hältst.