„Hey Leute, was geht? The Tyson Fitness hier!“ – sein einleitender Satz in jedem Youtube-Video suggeriert schon seine Persönlichkeit: er ist jung, frech und verdammt stark. Das neue Powerlifting-Kind von Youtube wird langsam zum Mann. Zumindest, wenn man seine Abonnentenzahl betrachtet. Was hat er uns Interessantes zu erzählen? Und ist er wirklich so stark oder arbeitet er mit Pappgewichten?
Nachfolgend wirst Du nicht nur eine Menge über ihn erfahren, sondern auch eine (zugegeben) verdammt lange Leidensgeschichte über die Wichtigkeit der richtigen Technik lesen. Also gut mitlesen und von Anfang an richtig machen!
1. Ich missbrauche deinen Spruch: „Hey Tyson, was geht?“
Yaa hey Leute was geht … The Tyson Fitness hier !! 😛
Uuund nein, der Name Tyson ist nicht frei erfunden, denn im wahren Leben heiße ich Florian Theisen 😉
Ich bin aktuell 21 Jahre alt und von Beruf Student – noch Maschinenbau, ab Oktober Fitness and Health Management.
2. Florians sportlicher Werdegang oder auch: die Leiden des jungen Theisen.
Uii… also mein erstes Mal im Gym hatte ich so mit 17, natürlich keinen Plan von nichts und einfach nur was rumgepumpt… hab mich dann relativ schnell im amerikanischen Bereich an Leuten wie Dorian Yates z.B. orientiert und mir dann im HIT-Training durch schlechte Technik direkt mal ’ne schöne Sehnenscheidenentzündung zugezogen. Das bedeutete Trainingsausfall von gut 4-5 Monaten. Danach habe ich mich wieder ans Training getraut. Mittlerweile bin ich 18 Jahre alt und habe mich durch sämtliche Programme gewälzt… irgendwann bin ich dann auf „Westside Barbell“ gestoßen und die Leute dort sahen zwar fett und scheiße aus, aber haben Gewichte bewegt wie nichts Gutes, also dachte ich mir das probier ich doch mal aus! 😀
Also wurden „One Rep Maxes“ (kurz: 1RM) ins Training übernommen und ich trainierte nach dem Westside Barbell Prinzip, welches aber leider für RAW Lifter (Anmerkung: Athleten, die ohne Hilfsmittel trainieren) nicht so optimal ist… jedenfalls habe ich mich relativ schnell gesteigert, habe mich allerdings auch vollgefressen und das alles natürlich immernoch in Verbindung mit schlechter Ausführung. Dazu kamen dann relativ schnell auch Verletzungen im unteren Rücken und an Gelenken, aufgrund der miesen Technik. Als die wieder ausgeheilt waren bin ich mit Jim Wendlers 531 gefahren… Technik war immernoch mies, aber ich wusste es nicht besser 😀
Also – weiter gemacht, zwischendurch auch mal PITT Force und andere Sachen ausprobiert, aber letztendlich wieder zu Wendlers 531 zurückgekommen… Bei 97 kg angekommen, ordentlich fett ausschauend und Kraftwerte von 115 kg Bankdrücken, 150 kg Kniebeuge und 190 kg Kreuzheben, begann ich zu cutten (Anmerkung: abnehmen / definieren).
Mittlerweile versuche ich mit eigenen Trainingsplänen stärker zu werden – angehaucht von Smolov und Sheiko Trainingssystemen – schaffte ich es auch in meiner Diät von 97 Kilo auf 82 Kilo meine Kraftwerte auf 200 kg Kreuzheben 120 kg Bankdrücken und 160 kg Kniebeugen zu steigern. Allerdings zog ich mir dann während der Diät eine Verletzung an der Schulter zu, die ich bis vor 4 Monaten noch mit mir rumgeschleppt habe und einen Bandscheibenvorfall beim Kreuzheben. Beide Verletzungen legten den Großteil meines Trainings lahm.
Als das Ganze halbwegs ausgeheilt war, habe ich mit dem Youtube-Channel begonnen und angefangen auf Technik, Form und Ausführung wert zu legen. Dadurch konnte ich mich bei der Kniebeuge extrem verbessern. Kreuzheben und Bankdrücken war aber leider noch nicht möglich. April diesen Jahres habe ich Sumo-Kreuzheben für mich entdeckt. Ich konnte endlich wieder ohne Einschränkung Kreuzheben und im Mai / Juni konnte ich auch meine Schulter so hinbiegen, dass ich jetzt wieder auf dem Vormarsch bin! 🙂
Zusammenfassend kann man sagen, dass ich 2 Jahre von den 4 Jahren wirklich trainiert habe und jetzt seit Anfang des Jahres erst wieder richtig am Ball bin 😉 Davor habe ich 10 Jahre Fußball gespielt und 11 Jahre Judo gemacht.
3. „Wo siehst Du dich in den nächsten 10 Jahren“ – nein, Blödsinn. Wie sehen deine sportlichen Ziele aus? Und planst du, dein Hobby zum Beruf zu machen?
Meine ersten Ziele sind die NRW Meisterschaft 2015 und die deutsche Meisterschaft 2015. Dort will ich eigentlich den deutschen Meister machen, wobei ich ansich viel zu spät mit dem Sport angefangen habe, um schon wirklich auf meinem Leistungshoch zu sein, deshalb ist ein längeres Ziel 2016, in meinem letzten Junioren Jahr, auf der Deutschen Meisterschaft ordentlich abzuräumen 😉 Größere Ambitionen habe ich nicht, sprich Europaniveau oder gar internationale Erfolge. Ich sehe mich sowieso eher als Coach und nicht als Athlet.
Wie oben schon erwähnt, wechsel ich den Studiengang, da ich mich jetzt selbstständig machen werde und hoffentlich als Coach, Personaltrainer und Entertainer meinen Platz finden kann! =)
4. Was hast du vom Powerlifting gelernt, das sich auf das Leben allgemein übertragen lässt?
Disziplin und harte Arbeit in Verbindung mit smartem Denken und Planen zahlt sich im Endeffekt immer aus 😉
5. Was ist der absolut wichtigste Aspekt um Erfolg im Training zu haben?
Ach da gibt es viele, aber ich denke, der wichtigste Aspekt ist die Motivation und die hält man aufrecht, indem man sich seine Ziele ständig vor Augen führt und sich klar macht um was es geht.
6. Training oder Ernährung – was ist wichtiger?
Uii, schwierige Frage! Im Kraftsport, finde ich persönlich, kann man sehr viel auch über Training machen. Zumindest im Vergleich zum klassischen Bodybuilding, da der Masseaufbau ja eher zweitrangig ist, aber klar ohne ordentliche Ernährung kann man sich auf Dauer auch nicht über Wasser halten. Für Powerlifting / Kraftdreikampf halte ich 40% Ernährung und 60% Training für eine ganz gute Verteilung 😉
Generell ist Nahrung immer Nahrungsergänzung vorzuziehen, wobei man natürlich auch ergänzen darf, wenn man z.B. einen hohen Proteinwert erreichen will etc.
Um nochmal kurz auf die Trainingspläne einzugehen – die machen viel Unterschied! Alleine der Unterschied von 1 oder 2 mal die Woche Bankdrücken zu 3 mal die Woche Bankdrücken mit 3 mal OHP (Over Head Press = Press = Military Press = stehendes Schulterdrücken) ist enorm, der zweite Athlet wird definitiv mehr Erfolg haben, solange er schaut, dass er sich nicht kaputt trainiert =)
7. Wie wichtig ist die Genetik beim Powerlifting?
Bin ich mir gar nicht mal so sicher… aufjedenfall nicht so wichtig wie im Fitnessmodel- und Bodybuildingbereich, da der gesamte Symmetriebullshit wegfällt. Ich hab mir jetzt 5 minuten den Kopf darüber zerbrochen und um ehrlich zu sein, weiß ich es nicht, glaube die Genetik ist nicht sooo wichtig 😀
8. Hast du klassische Idole oder versuchst du stets dein eigenes zu sein?
Wirkliche Idole, was das Leben anbelangt, habe ich nicht. Ich habe meine Ziele und die verfolge ich. Im Powerliftingbereich bzw. sogar im Bodybuildingbereich inspirieren mich Leute wie Kai Greene, George Leeman und Pete Rubish. Ich richte mich sportlich nach Powerliftern wie Dan Green und Chris Duffin.
9. Und nun kurz zu Youtube: wie lange bist du schon dabei, was treibt dich an und wo willst du hin?
Ach, schon fast anderthalb Jahre gibt es den Youtubekanal. Die ersten Videos sind mittlerweile alle gelöscht, habe damals noch Hometraining mit Bändern gemacht hahaha!
Mein Ziel ist es einer der Großen zu werden, den Leuten zu zeigen, was funktionales Krafttraining alles kann, dass ein Körper nicht nur schön aussehen muss, sondern auch funktionieren sollte und dass man auch durch Powerlifting immernoch fuckin aesthetic (= verdammt ästhetisch) aussehen kann 😀
ich will aufräumen mit dem ganzen Bullshit, den ich jeden Tag da zu sehen bekomme und ein Hauptgrund für mich den Channel zu machen war meine Verletzungsgeschichte… mir hat es einfach nie jemand richtig gezeigt. Ich musste auf die Schnauze fliegen bis ich mir alles selbst beigebracht hatte. Mittlerweile bin ich technisch auf einem Level wie sonst fast keiner in Deutschland. Dieses Wissen, diese Erfahrungen möchte ich den Leuten vermitteln und zeigen.

Damit sie nicht wie ich irgendwann auf ihrem Schreibtischstuhl sitzen und sich plötzlich nichtmehr bewegen können weil Schmerzen ihren Körper durchströmen und sie denken, sie können nie wieder laufen. Fitness ist schön und gut, Kohle machen im Fitnessbereich ist schön und gut, aber man sollte auch dafür sorgen, dass die Leute den Sport lange machen können und Spaß dabei haben, ohne sich zu verletzen und da seh ich meine Aufgabe 😉
Es macht mir einfach Spaß den Leuten zu helfen und zu sehen, dass es ihnen wirklich hilft, zu sehen, dass sie mir den Daumen nach oben geben, einen positiven Kommentar da lassen… allgemein Athleten besser zu machen – DAS zu können, finde ich, ist ne geile Sache! 😀
10. Da es irgendwie dazugehört – ein paar persönliche Fragen zum Abschluss!
Her damit! 😀
Was läuft auf deinem iPod?
Momentan gar nichts! Normalerweise aber Metal, Hardrock und alles, was in die Richtung geht und durchgehend ballert 😀
Wobei kannst du dich so richtig entspannen?
Foamrollen und bei meiner Süßen =)
Wie, wann und wo war dein Letzter Urlaub?
Im letzten Winter: Ski- und Snowboardfahren mit meiner Freundin. Da lasse ich Training auch mal Training sein. Dann gibt es lediglich Winter- und Hüftsport 😛
Dein absolutes Lieblingsessen?
Nudel mit Lachs und Spinat, weils einfach ist ^^
Pflegst du ein Morgenritual?
Zähneputzen 😉
Durch das Training sind deine Beine stramm gebaut – welche Hosen trägst du?
Sehr gerne wirklich Jogginghosen und bei normalen keine Ahnung… ich leg da nicht so einen Wert auf Klamotten und den ganzen Kram, ich hab so meine 2-3 Lieblingshosen, die passen ungefähr… meistens sind sie schon etwas eng, aber noch funktionieren sie! 😛
Danke für das fette Interview! Wenn du unseren Lesern einen Tipp geben könntest, was wäre das?
Seid bereit für das Ziel! Und dran bleiben, natürlich. Hahaha!
Mehr von „The Tyson Fitness“ gibt es auf seinem Youtube-Kanal und Facebook zu sehen. Dort könnt ihr auch Kontakt mit ihm aufnehmen.
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